02.04.2020
Zwar hat es sich hierzulande eingebürgert – erlaubt ist es aber eigentlich nicht: das Parken auf dem Gehweg.
Viele Autofahrer stellen ihr Fahrzeug so ab, dass zwei Reifen auf dem Trottoir und zwei auf der Fahrbahn stehen. Was allgemein üblich ist, muss aber noch lange nicht gut sein. Viele Menschen fühlen sich durch diese Praxis der KfZ-Lenker behindert – oder sind es tatsächlich. Kinder unter acht Jahre müssen mit ihrem Fahrrad den Gehweg benutzen. Rollstuhlfahrer und ältere oder behinderte Menschen mit Rollatoren sind ebenso auf ein gutes Durchkommen angewiesen, ebenso wie Eltern mit Kinderwagen – von solchen für Zwillinge ganz zu schweigen. Schulkinder sind hinter parkenden Autos schlecht zu sehen oder müssen auf die gefährliche Straße ausweichen. Viele Städte und Gemeinden sind daher längst dazu übergegangen, weniger Toleranz walten zu lassen und das Parken auf dem Bürgersteig durch Bußgelder zu ahnden.
In Zwingenberg hat sich die Arbeitsgruppe Cittaslow mit der Problematik befasst und verschiedene Lösungsmöglichkeiten mit dem Bürgermeister als Chef der örtlichen Ordnungsbehörde diskutiert. Herausgekommen ist eine zweistufige Vorgehensweise: Im ersten Schritt setzen die Beteiligten auf Information und freundliche Appelle. So hat die Stadtverwaltung ein Schreiben entwickelt, das demnächst an alle Haushalte verteilt werden soll. Unter der Überschrift „Haltet die Gehwege frei!“ wird dafür geworben, die Fahrzeuge dort zu parken, wo sie hingehören, nämlich auf der Fahrbahn oder, noch besser, auf dem privaten Grundstück. Nur ausnahmsweise könne die Mitbenutzung des Gehwegs akzeptiert werden, sofern dort mindestens 1,50 Meter Durchgangsbreite verbleiben oder dann, wenn dies ausdrücklich erlaubt sei. Dies, so sieht es das Konzept vor, wird im zweiten Schritt ab der Jahresmitte durch das Ordnungsamt überwacht. Verstöße sollen dann auch sanktioniert werden. Es drohen also Verwarnungsgelder für nicht ordnungsgemäß geparkte Fahrzeuge. Die entsprechende Information wird zusätzlich zu den Flugblättern auch durch Plakate verbreitet, die in der Kernstadt und im Ortsteil Rodau für jedermann sichtbar aufgehängt werden sollen.
Neben der urbanen Qualität setzt die Vereinigung der lebenswerten Städte („Cittaslow“) unter anderem auch auf sozialen Zusammenhalt. Mit diesen Aspekten, so die lokale Arbeitsgruppe, sei es nicht zu vereinbaren, wenn schwächere Verkehrsteilnehmer behindert oder gar gefährdet würden. Deshalb bittet Bürgermeister Dr. Holger Habich gemeinsam mit den Cittaslow-Aktiven um Verständnis: „Halten Sie unsere Gehwege frei und parken Sie möglichst mit allen vier Rädern auf der Straße!“. Nach ein paar Monaten soll eine Zwischenbilanz gezogen werden. Dann wird man sehen, ob der freundliche Aufruf Früchte getragen hat und Zwingenberg ein Stück lebenswerter geworden ist.